
Das Spiel «Suchen und Verstecken» kennen wir alle gut. Das Eichhörnchen sammelt und hamstert, und wir Menschen tun es ihm gleich. Der Spass kann aber schnell zum Problem werden, wenn wir nicht mehr aufhören können, Unnützes anzuhäufen.

So weit haben wir uns in der Menschheitsgeschichte von den Sammlern und Jägern nicht entfernt. Schon Kinder sammeln leidenschaftlich gerne: Die Hände voller Herbstblätter, Steine in den Hosentaschen, so kommen sie freudestrahlend daher. Erwachsene belächeln dies oft als sinnlosen Krimskrams. Ist aber unsere Passion erst erwacht, sammeln wir genauso gerne, suchen aber andere Dinge. In grauer Vorzeit sammelten Menschen, um satt zu werden, heute ist das zum Glück zur Nebensache geworden.
Wir flanieren aus Spass über Flohmärkte und kaufen uns, was uns freut. Es sind oft banale Dinge, nichts, was wir wirklich benötigen. Wir füttern so unser archaisches Bedürfnis, vorzusorgen. Ein Abglanz davon lebt in uns auf, wenn wir beim Einkauf in die Regale greifen und immer mehr nach Hause tragen, als wir eigentlich wollten. Sammeln ist vergnüglich. Ich meine, es gibt zwei wichtige Gründe dafür: Die Lust am Entdecken und unser Verlangen, etwas zu besitzen. Hat ein Gegenstand unsere Neugier geweckt, nehmen wir ihn am liebsten gleich mit nach Hause. Finden wir etwas Brauchbares oder Kurioses im Sperrmüll, liegt ein zusätzlicher Reiz darin, dass es gratis ist. Eine funktionierende Lampe oder ein Bündel alter Mickey Mouse – Hefte beflügeln unseren Eifer umso mehr, denn damit sind Geschichten verbunden. In unserer Wohnung landete einmal eine ganze Tragtasche mit Parfümfläschchen. Meine Tochter hatte sie mitgebracht. Wem mochten diese Düfte gegolten haben, und warum landeten sie achtlos an der Strasse?

Alles ist am Anfang ein vergnügliches Spiel. Es beginnt mit einem gelegentlichen Fund auf dem Flohmarkt, und plötzlich vermehren sich die Dinge wie von selbst. Aus eins wird zwei, neben dem einen Plüschtier haben gelbe, grüne, riesige und winzige Exemplare Platz genommen, ein ganzer Zoo hat sich unbemerkt angesammelt. Jetzt sitzen unsere Lieblinge überall, wo Platz ist. Wohin damit? Höre ich nicht auf, hat sich das Sammelfieber zur Passion ausgeweitet. SammlerInnen fragen nie: «Wozu brauche ich das?». Dann geistert der Hamsterinstinkt in ihrem Kopf herum und flüstert: «Vielleicht später einmal» werde ich es brauchen. Sind erst einmal Kisten und Kasten voll und bilden sich Haufen im Estrich und in der Garage, geht der Überblick bald verloren, und das Chaos beginnt.
Zugegeben, es ist schwierig, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden, und der gutgemeinte Ruf, sich doch einzuschränken, verhallt ungehört. Vor allem ist nicht jedes Ding wertvoll und lohnt, es aufzubewahren. Hier hilft nur ein Aufräumcoach,- meist sind es Frauen – die mit drei Fragen Ordnung schafft: «Was gehört ins Brockenhaus, was kann ich verkaufen, und was gehört in den Müll?»