Seitenwechsel für Donat Hofer

Seitenwechsel für Donat Hofer

Üblicherweise ist er es, der in seinen Fernsehsendungen die Fragen stellt. An diesem Abend aber erzählt Donat Hofer, Filmemacher SRF, live im Offenen Höchhus, wieviel ihm die gefilmten Begegnungen bedeuten, wie er sie fürs Publikum erlebbar macht und dass am Anfang einer guten Geschichte meist eine ganz einfache Frage steht.

Donat Hofer, Filmemacher, Reporter, Psychologe und Menschenfreund, der Mann, der beispielsweise in der Serie bei SRF «Donat auf Achse» mit Mikrofon und Kamera Geschichten anderer Menschen erzählt, ist Gast in der Reihe «Begegnung mit…». Für einmal wechselt er die Seite, für einmal wird er befragt, steht Rede und Antwort, erzählt und gibt viel von sich preis.

Für einmal wird er befragt: Donat Hofer.
Bild: Lena Rattaggi

Die Atmosphäre im Dachstock des Offenen Höchhus: warm, erwartungsvoll, lebendig. Das Publikum lacht, hört aufmerksam zu und spürt: Hier steht jemand, der seine Arbeit nicht macht, sondern lebt.

Zwischen Neugier und Achtsamkeit

Donat Hofer ist einer, der hinsieht, nicht sensationshungrig, sondern mit der ruhigen, liebevollen Neugier eines Menschen, der den Dingen Schicht für Schicht auf den Grund geht: Zwiebelschälmaschine mit Humor, Feingefühl und Neugier für das Thema. Seine Fragen sind legendär: direkt, aber nie schmerzhaft; klar, aber voller Herz.
Er schafft es, dass Menschen ihre Geschichten erzählen. Nicht, weil er sie ausfragt, sondern weil er ihnen Raum gibt. «Das Thema interessiert mich! Der Kontext». Wie schafft er diese wertfreie Haltung, diese Offenheit, die ihn auszeichnet? Seine Antwort mit bescheidenem Lächeln: «Ich bin einfach ich.»

Auch beim Nachschauen seiner Szenen: «Es ist Resonanz. Es ist Beziehung».
Bild: Lena Rattaggi

Flow statt Fahrplan und immer der «Filmschnitt» im Kopf!

Donat Hofer spricht über das Unterwegssein, über Reportagen, die ihn an Orte führen, an denen Menschlichkeit greifbar wird. «Ich habe einen Plan, ja», sagt er, «aber ich bleibe in Bewegung und lasse den Flow kommen.» Man merkt: Für ihn ist Journalismus mehr als Recherche und Schnitt. Es ist Resonanz. Es ist Beziehung.

Er erzählt von Begegnungen, die bleiben – und von einem Fahrradunfall im Wald, der ihm zeigte, dass viele Geschichten, die er gehört hat, in ihm nachhallen, selbst wenn die Kamera längst aus ist.

Cervelat oder Bratwurst?

Natürlich darf auch der Humor nicht fehlen. Auf «Cervelat oder Bratwurst?» kommt erst das zögernde «Cervelat … öh nein! Bratwurst natürlich!» Ein Lachen erfüllt den Dachstock. Es ist dieser charmante Wechsel zwischen Tiefgang und Alltagsmoment, der den Abend trägt. Was sind gute Fragen? «Einfache», antwortet er sofort und ergänzt:
«Nicht ‚Was ist der Sinn des Lebens?‘ – sondern ‚Wo hast du, Tabea, dein schönes Blusli gekauft?’ Und zack, schon fängt die Lebensgeschichte an.»

«Einfache Fragen sind gute Fragen!».
Bild: Lena Rattaggi

Echtheit statt Inszenierung

Donat Hofer erzählt mit Humor und Wärme, aber auch mit Ernsthaftigkeit. Er spricht über Menschen, die ihn faszinieren – und über jene, die ihn fordern. Und ja, es gibt trotz der wertfreien Haltung Menschen, Begegnungen, die ihn zur Weissglut bringen: «Was mich extrem nervt? Wenn ich im Zürcher Bus stehe und niemand Platz macht. Das macht mich hässig!» Das Publikum schmunzelt.

Ein Abend voller Energie und Dankbarkeit

Der Schlussapplaus gilt nicht nur Donat Hofer, sondern auch Tabea, der Moderatorin des Abends und dem ganzen Team, das solche Begegnungen möglich macht. In einer Zeit, in der Schlagzeilen oft lauter sind als Zwischentöne, schafft dieser Abend das Gegenteil: Er lässt uns leiser werden, aufmerksamer – und neugierig aufeinander.

Nachklang

Vielleicht ist das das Schönste an Donat Hofer: Er zeigt, dass gute Geschichten nicht erfunden, sondern gefunden werden müssen. Dort, wo Menschen sich wirklich begegnen. Und er erinnert uns daran, dass Zuhören ein Akt der Liebe, der Achtsamkeit & auch eine Kunst ist. Denn manchmal beginnt alles mit einer einfachen Frage bei einer Bratwurst.

Zuhören, nachfragen interessiert sein und bleiben: Donat Hofer.
Bild: Lena Rattaggi

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